Herbst: eine deutsche festliche Jahreszeit

Herbst: eine deutsche festliche Jahreszeit

Die Herbstfeste und Traditionen in Deutschland machen diese Jahreszeit zu einer der schönsten des Jahres. Ob historische Gedenkfeiern, Volksfeste oder religiöse Feiern – in den Dörfern gibt es zwischen September und Oktober immer etwas zu feiern. Gerandu stellt einige der berühmtesten Traditionen dieser Zeit des Jahres vor.

 

Oktoberfest: eine weltbekannte deutsche Herbstfeste

Das bekannteste deutsche Herbstfest ist natürlich das Oktoberfest. Dieses weltberühmte Fest findet jedes Jahr in Bayern statt (außer im Falle einer Pandemie, willkommen 2021…) und dauert traditionell etwa zwei Wochen (von der zweiten Septemberhälfte bis zum ersten Sonntag im Oktober). Besucher aus der ganzen Welt strömen herbei… mehr als die nicht-bayerischen Deutschen selbst! Doch woher kommt dieses Festival mit seinen internationalen Varianten? 

 

Das Fest entstand im 19. Jahrhundert anlässlich der Hochzeit des bayerischen Königs mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburgsauen und wird seither jedes Jahr wiederholt. Noch heute werden auf der Theresenwiese, die nach der Prinzessin benannt ist, die großen beliebten Zelte aufgestellt. Im Laufe der Jahre sind weitere Fahrgeschäfte und Attraktionen hinzugekommen, die dazu beitragen, die traditionelle, mythische bayerische Festatmosphäre zu schaffen. Zu den bekanntesten Fahrgeschäften gehören das Riesenrad, das Teufelsrad und die Hexenschaukel.

Darüber hinaus sind die Kostüme ein wesentlicher Bestandteil der Show. Seit der ersten Ausgabe gibt es einen Kostümumzug, der heute aus 60 Gruppen und fast 10.000 Teilnehmern besteht. Eröffnet wird der Umzug traditionell mit dem Münchner Kindl, einem jungen Mädchen, das als Mönch verkleidet ist. Doch seit 20 Jahren sind Lederhosen und Dirndl auch bei den Zuschauern und Teilnehmern des Oktoberfestes wieder angesagt!

Die Münchner Festspiele sind auch von der deutschen Geschichte geprägt: Während der beiden Weltkriege und der Inflationszeit der Weimarer Republik abgesagt und von den Nationalsozialisten wiederaufgenommen, wurden sie ab 1950 dauerhaft wieder aufgenommen. 

Das Oktoberfest ist besonders wichtig, aber Bierfeste gab es in Deutschland schon immer, denn sie ermöglichten es, das im März gebraute Bier abzuschöpfen. Ähnliche Feste gibt es im gleichen Zeitraum in Stuttgart (Cannstatter Volksfest) und Hannover. 

 

Tag der deutschen Einheit: ein historischer Gedenktag

Der 3. Oktober ist ein gesetzlicher Feiertag in der Bundesrepublik Deutschland. Es erinnert an die Wiedervereinigung der DDR und der BRD in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990, fast ein Jahr nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989. Am 3. Oktober 1990 trat das Grundgesetz in den ehemaligen Bundesländern der DDR unter dem Beifall einer unter den Lichtern des Reichstages versammelten Menge in Kraft. Der berühmte Slogan der Montagsdemonstrationen der DDR war seit dem Fall der Mauer in „Wir sind ein Volk“ umgewandelt worden, und ein halbes Jahr zuvor hatte das DDR-Volk für die Parteien gestimmt, die für die Einheit eintraten.

 Die Weimarer Republik hatte 1919 beschlossen, den 11. August zum ersten Mal in der Geschichte des vereinigten Deutschlands als Nationalfeiertag zu begehen, um an die „Geburtsstunde der Demokratie“ zu erinnern, denn am 11.08.1919 war die deutsche Verfassung unterzeichnet worden. Dieser Nationalfeiertag ging während der Nazizeit verloren, wurde aber 1954 im Westen als „Nationaler Gedenktag des Volkes“ wieder eingeführt, um an den Aufstand in der DDR von 1953 zu erinnern, der in Westdeutschland fast 40 Jahre lang andauerte. Im Jahr 1990 wurden der 17. Juni und der 3. Oktober gefeiert. An diesem Tag werden in den Städten Bürgerfeste und in Berlin ein Konzert am Brandenburger Tor veranstaltet. 

Die Wiedervereinigung bleibt jedoch eine Herausforderung für Deutschland, da viele (soziale, demographische und wirtschaftliche) Ungleichheiten zwischen der ehemaligen BRD und der DDR fortbestehen. 

 

Erntedank: eine typische deutsche Herbsttradition 

Erntedank ist ein deutsches Fest, bei dem traditionell ein Erntedankfest gefeiert wird. Er ist seit dem 18. Jahrhundert am ersten Sonntag nach Michaelis (29. September) institutionalisiert. Es wurde seit dem Mittelalter in der römisch-katholischen Tradition an verschiedenen Daten (Spätsommer oder Mitte September) gefeiert. Seit den 1970er Jahren ist das Datum auf den ersten Sonntag im Oktober festgelegt, d. h. für 2021 auf den 3. Oktober.

In den Kirchen werden Mehl, Weizen, Wein oder Obst und eine Erntedankkrone am Fuß des Altars aufgestellt. Erntedank ist jedoch zu einem beliebten Fest geworden, das in vielen Gemeinden ohne religiöse Konnotationen gefeiert wird. Von Mitte September bis Anfang Oktober veranstalten die deutschen Dörfer Tanzabende, Festessen und Festzüge. Zu sehen sind Motivwagen, Fußgruppen und Spielmannszüge, die mit Erntedank verbundene Ereignisse darstellen oder mit Blumen geschmückt sind. 

 

Halloween & Reformationstag 

Das aus den USA stammende Fest Halloween verbreitet sich in Deutschland seit 1991. In diesem Jahr fiel die Karnevalssaison aus, da es als zu heiter für die Zeit angesehen wurde, in der der Golfkrieg noch tobte. Um das Kostümgewerbe nicht wirtschaftlich zu benachteiligen, wurde Halloween zum ersten mal in Deutschland gefeiert. Seitdem verbreitet sich diese Feierlichkeit hauptsächlich in Großstädten. Jedoch wird sie noch schwer kritisiert: Sie wäre zu kommerziell, entspräche nicht dem Geist von Allerheiligen, der am selben Abend gefeiert wird, und verzichte auf deutsche Brauche wie Martinstag. Außerdem gab es Fälle von Vandalismus.

Außerdem ist der 31.10. auch der Reformationstag, ein evangelischer Feiertag, der in einigen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag ist.

 

Weitere Artikel über die deutsche Kultur: