Das Vorstellungsgespräch in Deutschland

Das Vorstellungsgespräch in Deutschland

Bevor sie nach Deutschland kommen, führen unsere Kandidaten ein Vorstellungsgespräch mit den Kliniken und Unternehmen, die sie einstellen möchten. Dieses Treffen ist von grundlegender Bedeutung, denn es ist die erste Gelegenheit für den Arbeitnehmer und den Arbeitgeber, sich gegenseitig kennen zu lernen! Deshalb unterstützt Gerandu seine Betreuer, damit bei diesem Gespräch alles reibungslos abläuft. Dies ist die Aufgabe von Fatima, die die Kandidaten bei ihren Coachings zum Gespräch vorbereitet. Sie gibt ihre Ratschläge weiter und erklärt, wie ein Vorstellungsgespräch in Deutschland abläuft.

 

G: Wie läuft ein Vorstellungsgespräch mit Deutschland?
F: Das Vorstellungsgespräch wird in der Regel von dem Arbeitgeber oder uns angesetzt und geplant. Meistens sind dann auch schon der/die künftige Vorgesetzte/n dabei. Im Prinzip ist wie bei einem Blind-Date. Beide Parteien wurden von uns zusammengebracht und lernen sich bei dem Vorstellungsgespräch das erste Mal persönlich kennen, wenn auch nur virtuell. Wenn es dann bei beiden funkt, leiten wir die nächsten Schritte ein.

Gerandu: Was ist ein Coaching ? 

Fatima: Bei den Coachings geht es vor allem darum die Kandidaten auf das bevorstehende Gespräch vorzubereiten. Wir simulieren ein Vorstellungsgespräch und wir bearbeiten gemeinsam die Antworten. Außerdem erhalten sie Infos zu der Arbeitsstelle und können persönliche Rückfragen stellen. Ich versuche Ihnen die Aufregung zu nehmen und ihnen allgemeine Tipps zu geben, wie sie sich einem deutschen Arbeitgeber am besten präsentieren sollten.

G: Haben Sie ein paar Tipps für die Kandidaten, die sich für ein Vorstellungsgespräch als Krankenpfleger bewerben wollen? 

F: Es ist ganz natürlich, dass der ein oder andere aufgeregt ist. Zurecht, denn das ist ein bedeutender und großer Schritt den man wagt. Es hilft, wenn man sich auf seine Ziele konzentriert, ruhig und besonnen bleibt. Natürlich kann man aber auch schon seine Vorstellung vorbereiten und ein paar Mal vor dem Spiegel proben. Es gibt keinen Leitfaden für die Gespräche, demnach auch keine falschen oder richtigen Antworten.

Es hilft den Kandidaten meistens der Tipp des Perspektivwechsels und der Frage: Warum sollte der Arbeitgeber sich ausgerechnet für dich entscheiden? So fokussiert sich der Bewerber auf seine Stärken und Kompetenzen und achtet darauf diese auch entsprechend zu präsentieren. Ansonsten cool bleiben, wenn ihr es bis zu den Vorstellungsgesprächen geschafft habt, sind gute 60% bereits geschafft!

 

G: Welche Fragen können bei einem Vorstellungsgespräch für eine Pflegerstelle auftauchen ?

F: Den Arbeitgebern ist meistens die Motivation wichtig.  Eine Stelle fernab der Heimat in Ihrem Betrieb zu starten kann eine große Chance für beide sein, birgt aber auch viele Hürden und Schwierigkeiten. Daher wollen sowohl Arbeitgeber, als auch die tunesischen Kandidaten sicher gehen, dass es für beide passt. Es tauchen demnach Fragen auf, warum sich der Kandidat generell für den Beruf entschlossen hat und wie die Vorstellung von dem Berufsbild in Deutschland sind. Andererseits fragen sich die Kandidaten häufig wie sie vor Ort betreut werden, wie sie betreut und wo sie untergebracht werden.

 

G: Was sollte man also tun, damit das Gespräch gut verläuft?

F: Vor allem wichtig ist das persönliche Auftreten und die Manieren der Kandidaten. Natürlich spielen die Qualifikationen auch eine große Rolle, aber sollten sie es bereits bis zum Vorstellungsgespräch geschafft haben, kommt es besonders darauf an sich gut zu präsentieren und den bestmöglichsten Eindruck zu hinterlassen.

Es geht bei dem Gespräch vor allem darum einen ersten persönlichen Eindruck von den Kandidaten zu bekommen. In diesem Berufsfeld hat man besonders mit kranken und schwachen Menschen aller Altersgruppen zu tun. Da achtet man selbstverständlich auf ein freundliches, offenes und ruhiges Auftreten.

Das äußere Erscheinungsbild ist sehr wichtig, daher sollten die Bewerber darauf achten angemessen gekleidet zu sein, auch wenn das Gespräch nur virtuell stattfindet, hat das einen Einfluss auf die Bewertung der Kandidaten. Neben der Kleidung ist die Haltung sehr wichtig und selbstverständlich das Auftreten. Dazu gehört es z.B. auch keinen Kaugummi zu kauen, sich für die Einladung zum Gespräch zu bedanken und sich vernünftig zu verabschieden.

Das Wichtigste bleibt aber, konzentriert bei der Sache zu bleiben, freundlich auf die Fragen zu antworten aber auch ein professionelles Auftreten.

 

G: Gibt es Unterschiede in der Rekrutierung zwischen Deutschland und Tunesien? 

F: In Tunesien wird sehr viel wert auf einschlägige Referenzen gelegt. Ein gutes Empfehlungsschreiben kann da auch schon mal die ein oder andere schlechte Note ausbessern. Das liegt vermutlich an den starken Wettbewerbsdruck. Die Konkurrenz ist groß, Arbeitsplätze gibt es wenige. Daher stehen die Bewerber unter immensen Druck und müssen zu ihren beruflichen soft und hard skills noch eine Reihe an psysichen Belastungen standhalten. Der Arbeitsmarkt in Pflege in Deutschland allerdings ist bekanntlich rar gesät. Der deutsche Arbeitgeber hat demnach den Vorteil sich seine Bewerber primär nach persönlicher Eignung auszusuchen.

 

G: Ihre beste Anekdote aus einem Vorstellungsgespräch oder einem Coaching?

F: Ein Vorstellungsgespräch wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Das Gespräch verlief soweit sehr gut. Der Kandidat und die Arbeitgeberin haben sich gut verstanden. Das Gespräch nahm dann einen ganz anderen Verlauf, denn dann äußerte der Kandidat eine Sorge, mit der weder ich nicht noch die Arbeitgeberin gerechnet haben: Er hatte nämlich gefragt, ob er seine Katze mit nach Deutschland bringen kann. Witzigerweise hatte die Arbeitgeberin auch eine Katze. So drehte sich das Gespräch am Ende nicht mehr um Orientierungshilfen und das Zurechtfinden in der neuen Umgebung, sondern Empfehlungen für Katzenfutter und Kratzbäume.

Redakteurin: Gabrielle Meton

Wir hoffen, dieses Interview über das Vorstellungsgespräch in Deutschland hat Ihnen geholfen! Weitere Informationen finden Sie in unseren anderen Artikeln über das Arbeiten in Deutschland und wie Sie sich darauf vorbereiten können: